Warum schreibst du Gedichte, Lenny?

Gedichte haben mir einst das Leben gerettet. Das ist die Wahrheit, ohne die Möglichkeit des Schreibens würde es mich nicht mehr geben. Angefangen habe ich eben mit Gedichten. Sie zu schreiben, bedeutet sich selbst und seine Gefühlswelt einen Ausdruck verschaffen, sich schreiberisch Luft machen.

Es kann befreiend wirken, ein Problem zu Papier zu bringen. Es ist dann getrennt von einem, es gibt einen Abstand und einen Unterschied. Man kann das Problem aus der Entfernung betrachten und aus anderer Perspektive. Dazu kommt die Belohnung durch die Anwendung von Kreativität.

Es ist ein tolles Gefühl, etwas geschaffen zu haben, das es vorher nicht gab. Mich hat das damals regelrecht in die Höhe gezogen. Heute wirkt es nicht mehr auf diese Weise. Trotzdem ist es befriedigend, ein Gedicht geschrieben zu haben. Plötzlich ist da etwas, dass es vorher nicht gegeben hat. Ob es einen Unterschied macht?

Rechtschreibung

Meine Rechtschreibung hat sich im Laufe der Jahrzehnte verändert. Als ich 1980 anfing, habe ich alles kleingeschrieben, aus Protest gegen etablierte Formen und aus Bequemlichkeit. Damals arbeitete man noch analog mit Schreibmaschinen, die Kleinschreibung war einfacher und weniger fehleranfällig. Später habe ich das geändert, sogar Satzzeichen verwendet. Seit 10 Jahren habe ich meine Ausdrucksform gefunden. Groß schreibe ich nur Substantive und Namen – abgesehen von ein paar Ausnahmen. Was die Gründe angehet, wie wäre es mit diesem Erklärungsansatz?

Kleinschreibung suggeriert Bescheidenheit und Nähe, beinahe schon Intimität.

Mir ist das Schriftbild angenehmer, es wirkt sanfter, defensiver, zurückhaltender, mit Großbuchstaben ist es härter. Gilt auch für das Englische, soweit es hier vorkommt, auch wenn das nicht den Regeln entspricht. Ich habe eben meine Eigenen. Manchmal halte ich mich selbst nicht daran. Es ist kein Dogma. Hin und wieder ist eine andere Lösung die Bessere und das soll sie dann auch dürfen. Das gilt nur für die Gedichte, nicht für Texte wie diesen.

Bücher und Geschichte

In Laufe der Zeit habe ich mehrere Gedichtbände veröffentlicht. 1983 erschien mein Erstling unter meinem Geburtsnamen Sven Lennartz. Er hieß "Über den Regenbogen schreien", war lausig gedruckt mit einem nahezu ungestalteten Cover, in einer kommunistischen Druckerei produziert und zum Selbstkostenpreis (zwei Mark dreißig) verkauft. Immerhin konnte ich einige hundert Exemplare absetzen.

Das zweite Buch erschien in dem Kleinverlag Edition Prima Vista. Es hießt "Teutsche Herzen" und setzte sich mit der Wirklichkeit in der BRD der mittleren achtziger Jahre auseinander. In den Nullerjahren habe ich nichts geschrieben, erst wieder ab 2009. Dann aber regelmäßiger und häufiger. Siehe dazu auch: die sechsunddreissig Ansichten der Nacht

Ein weiterer Gedichtband mit dem Titel "Anderswo" erschien 2014 als eBook im Selfpublishing. Die beiden aktuellen Werke sind der Mond der Regen die Nacht und das Blau und die Worte der Liebe der Nacht des Mondes und der Sterne. Letzteres stammt aus dem Herbst 2022.

Gefühlslagen

Meine Gedichte sprechen eine Vielzahl von tiefen und komplexen Gefühlslagen an.

  1. Sehnsucht und Verlangen: Viele der Gedichte drücken eine tiefe Sehnsucht aus, sei es nach verlorenen Lieben, vergangenen Nächten oder der Unendlichkeit des Sternenhimmels. Diese Sehnsucht ist oft mit einem Gefühl des Verlangens nach Nähe, Verständnis oder Rückkehr zu einem früheren Zustand verbunden.
  2. Melancholie und Trauer: Die Reflexion über verlorene Zeiten und das Verblassten wichtiger Momente führt zu Gefühlen von Traurigkeit und Melancholie. Diese Emotionen sind häufig durchzogen von einer Art stiller Akzeptanz des Unvermeidlichen.
  3. Hoffnung und Optimismus: Trotz der oft melancholischen Untertöne gibt es auch eine starke Präsenz von Hoffnung. Die wiederkehrende Motivik der Sterne symbolisiert Licht und Führung in der Dunkelheit und spricht damit auch ein gewisses Maß an Optimismus und Zukunftsorientierung an.
  4. Einsamkeit und Isolation: Die Gedichte vermitteln zuweilen auch ein Gefühl der Einsamkeit, das aus der Betrachtung der Weite des Universums und der eigenen kleinen Rolle darin erwächst. Die Distanz zwischen den Sternen und der menschlichen Erfahrung spiegelt oft die gefühlte Distanz zwischen Individuen oder innerhalb des eigenen Selbst wider.
  5. Bewunderung und Ehrfurcht: Die natürliche Schönheit des Sternenhimmels und die metaphysische Betrachtung des Universums rufen Gefühle der Bewunderung und Ehrfurcht hervor. Diese Gefühle stehen im Zusammenhang mit der Erkenntnis über die Größe und die unergründliche Natur des Kosmos.
  6. Innere Suche und Selbstreflexion: Viele Texte zeigen eine innere Suche, eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich und den tieferen Schichten der persönlichen Existenz. Diese introspektiven Gedanken führen oft zu einem tiefen Verständnis oder zu weiterführenden Fragen über das eigene Sein.

Was hat es mit der Virgel auf sich?

Die Virgel »/« taucht hier öfters auf, sie ist der Vorläufer des Kommas »,«. Das Komma ist sozusagen eine gekappte Virgel. Man setzt sie heute noch ein, wenn man ein Gedicht in einem Fließtext zitiert. Ich verwende sie als dekoratives Element und manchmal auch in den Gedichten selbst. Ich bin ein Fan der Virgel. Jetzt weißt du es.

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Werkstattbericht

Die fantasievollen Mondgrafiken steuerte DALL-E bei.