die sechsunddreissig Ansichten der Nacht

Nachtregenblau

die sechsunddreissig Ansichten der Nacht

es dämmert
und der Traum
mit den Wolken des Tages
zu ziehen
verblasst

Das Gedicht stammt aus dem Büchlein "Teutsche Herzen", das 1986 in der Edition Prima Vista bei Jürgen Völkert-Marten erschien. Der Mann gab jungen Dichtern eine Chance. Es ist schon eine Weile her, aber ich mag die obigen Zeilen immer noch. Wahre Poesie ist eben zeitlos. Nur die Schreibweise war damals eine anderse.

Das von DALL-E erzeugte Bild, Nachtregenblau ist das Wort, das mir dazu einfällt, ist keine direkte Visualisierung des Gedichts, ich finde es aber recht passend. Damals war ich schwer begeistert von Japanischen Farbholzschnitten, so genannte Ukiyo-e. Eine der berühmtesten Sammlung hieß die 36 Ansichten des Berges Fuji. So bin ich wohl auf den Titel des Gedichts gekommen.

Worum geht es im Gedicht?

Der Mut, den man im Schutze der Nacht noch hatte, beginnt angesichts des Tages zu verblassen und zu schwinden, um sich schließlich gänzlich aufzulösen, so wie die Nacht selbst. Was bleibt ist die Hoffnung auf die neuerliche Dunkelheit.

Klassische Japanische Farbholzschnitte

Japanische Farbholzschnitte, bekannt als Ukiyo-e, sind ein zentraler Bestandteil der japanischen Kunst und haben das alltägliche Leben im Edo-Zeitalter (1603–1868) verewigt. Diese Werke, die "Bilder der fließenden Welt" bedeuten, zeigen mit ihrer lebendigen Farbgebung und stilisierten Darstellung Szenen aus dem Alltag, der Natur, dem Kabuki-Theater und Porträts von Frauen. Ihre Bedeutung liegt in der Demokratisierung der Kunst, da die Drucktechnik es ermöglichte, Kunstwerke in großer Zahl zu produzieren und sie einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Ukiyo-e beeinflusste auch die westliche Kunst, insbesondere den Impressionismus, und half, eine Brücke zwischen der östlichen und westlichen Kunstwelt zu schlagen. Diese Kunstform spiegelt das buddhistische Konzept der Vergänglichkeit wider und betont die flüchtige Schönheit des Augenblicks.

Japanischer Holzschnitt als KI-Imitation

Oben: Japanischer Holzschnitt als KI-Imitation ohne Altersspuren, auch hier ist der berühmte Vulkan zu sehen.

Beiträge, die dich auch interessieren könnten

Sternenvogelpoesie Cover

Entdecke die Poesie der Nacht ✨ Eine Reise zu Träumen und Sehnsüchten

Ich nehme dich mit auf eine poetische Reise durch die Nacht. Erlebe Träume, Sehnsüchte, den Mond und die Wärme der Dunkelheit. Diese Gedichte sind einfach, bescheiden und einfühlsam. Du brauchst nur ein wenig Zeit – und den richtigen Augenblick, um die Magie zu entdecken. Als eBook & Taschenbuch. Jetzt mehr erfahren!

2 Gedanken zu „die sechsunddreissig Ansichten der Nacht“

  1. Ich freue mich sehr, dies Gedicht von Sven E. Lennartz aus seinem Bändchen in meiner “edition prima vista” nach all der Zeit hier zu sehen. Sven zweifelte m.E. später sehr an der Wirkung von Poesie. Ich mochte seine Lyrik. Leider konnte ich die prima-vista-Reihe nicht fortsetzen, da die Druckerei dieses Format nicht mehr unterstützte.
    Herzliche Grüße, Jürgen Völkert-Marten
    https://www.literaturport.de/lexikon/juergen-voelkert-marten/

    Antworten
    • Wow! Ist er es wirklich, habe ich mich gefragt? Aber so ist es wohl, es spricht ja auch nichts dagegen. Ein Gruß aus der Vergangenheit, den ich gern erwidere. Ich fühle mich geehrt.

      Das Büchlein habe ich natürlich aufgehoben. Das dicke, grobe, braune Papier hat sich gut gehalten, anders als andere Stücke aus der Zeit, die jetzt gilb sind. Jürgen Völkert-Marten ist seinem herausgeberischen Schaffen treu geblieben, erstaunlich, was da über die Zeit zusammengekommen ist. Ich schreibe hier heute unter einem anderen Namen. Habe das Schreiben nie aus den Augen verloren, aller Umwege und Verirrungen zum Trotze.

      Herzliche Grüße Sven Lennartz (alias Lenny Löwenstern)

      Antworten

Schreibe einen Kommentar