Die Advents- und Weihnachtszeit ist eine besondere Zeit. Sie schenkt uns Stille, Freude und ein wohliges Gefühl der Geborgenheit. Inmitten von Kerzenschein, Tannenduft und Schneeflocken bringen uns Weihnachtsgedichte dazu, endlich innezuhalten.
Ob in den gemütlichen Stuben, am knisternden Kamin (wo er noch erlaubt ist) oder während eines winterlichen Spaziergangs – die Verse der klassischen Weihnachtsdichter haben die Magie dieser Zeit perfekt eingefangen. Sie lassen uns selig vom kommenden Fest träumen.
Hier sind 14 unvergleichlich weihnachtliche Klassiker, die das freudige Herz höher schlagen lassen. Sämtliche Wortgemälde wurden von künstlicher Intelligenz (KI) DALL-E und dem Microsoft Designer visualisiert.
In diesen Weihnachtsgedichte spiegeln sich die heimeligen Bräuche, die Sehnsucht nach Wärme und das Zusammensein mit der Familie wider. Sie lassen Bilder einer vergangenen Welt entstehen, die festlich und friedlich scheint, die einlädt zum Träumen und Verweilen. Diese Gedichte sind lebendige Erinnerungen, die uns in kalten Winternächten ein Gefühl von Nähe und Licht schenken.
Weihnachtsgedichte Inhaltsverzeichnis
Einige Weihnachtsgedichte waren besonders beliebt, wenn es ans Aufsagen ging, da sie vergleichsweise einfach zu merken und thematisch passend waren. Sie spiegeln die Vorfreude der Kinder auf Weihnachten wider und waren Teil der familiären Weihnachtstraditionen, die sich von Haus zu Haus unterscheiden konnten.
Knecht Ruprecht / Theodor Storm
Von drauß' vom Walde komm ich her;
Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
Sah ich goldene Lichtlein sitzen;
Und droben aus dem Himmelstor
Sah mit großen Augen das Christkind hervor;
Und wie ich so strolcht' durch den finstern Tann,
Da rief's mich mit heller Stimme an:"Knecht Ruprecht", rief es, "alter Gesell,
Hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
Das Himmelstor ist aufgetan,
Alt' und Junge sollen nun
Von der Jagd des Lebens einmal ruhn;
Und morgen flieg ich hinab zur Erden,
Denn es soll wieder Weihnachten werden!"
Ich sprach: "O lieber Herre Christ,
Meine Reise fast zu Ende ist;
Ich soll nur noch in diese Stadt,
Wo's eitel gute Kinder hat."
- "Hast denn das Säcklein auch bei dir?"
Ich sprach: "Das Säcklein, das ist hier:
Denn äpfel, Nuss und Mandelkern
Essen fromme Kinder gern."
- "Hast denn die Rute auch bei dir?"
Ich sprach: "Die Rute, die ist hier;
Doch für die Kinder nur, die schlechten,
Die trifft sie auf den Teil, den rechten."
Christkindlein sprach: "So ist es recht;
So geh mit Gott, mein treuer Knecht!"Von drauß' vom Walde komm ich her;
Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!
Nun sprecht, wie ich's hierinnen find!
Sind's gute Kind, sind's böse Kind?
Das Gedicht ist für viele fest mit der deutschen Weihnachtstradition verbunden und hat eine märchenhafte, zugleich leicht düstere Atmosphäre, die für die Weihnachtszeit typisch ist. Die Figur des Knecht Ruprecht taucht seit dem 17. Jahrhundert in der deutschen Überlieferung auf und ist eine Art Gegenpart zum Nikolaus, eine dunklere Gestalt, die den Kindern Respekt einflößen soll.
Weihnachten / Joseph von Eichendorff
Markt und Straßen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.
Ein klassisches Gedicht der Romantik, das die Schönheit der Natur und die spirituelle Tiefe des Weihnachtsfestes einfängt. Eichendorffs sanfte und bildhafte Sprache macht dieses Gedicht zu einem zeitlosen Klassiker, der die Herzen der Leser noch immer berührt.
O Tannenbaum / Joachim August Zarnack & Ernst Anschütz
O Tannenbaum, o Tannenbaum,
wie treu sind deine Blätter!
Du grünst nicht nur zur Sommerzeit,
nein, auch im Winter, wenn es schneit.
O Tannenbaum, o Tannenbaum,
wie treu sind deine Blätter!O Tannenbaum, o Tannenbaum,
du kannst mir sehr gefallen.
Wie oft hat nicht zur Weihnachtszeit
ein Baum von dir mich hoch erfreut!
O Tannenbaum, o Tannenbaum,
du kannst mir sehr gefallen!O Tannenbaum, o Tannenbaum,
dein Kleid will mich was lehren:
Die Hoffnung und Beständigkeit
gibt Trost und Kraft zu jeder Zeit.
O Tannenbaum, o Tannenbaum,
dein Kleid will mich was lehren.
Das Lied wird oft bei Weihnachtsfeiern, in Schulen, in Kirchen und zu Hause gesungen und gehört fest zum weihnachtlichen Brauchtum. Der leicht verständliche Text macht es zu einem beliebten Lied für alle Generationen. Die Symbolik des Tannenbaums, der seine grüne Pracht auch im Winter behält, wurde zu einem Sinnbild für Hoffnung, Beständigkeit und Treue in einer Zeit der Dunkelheit und Kälte.
Vom Himmel hoch, da komm ich her / Martin Luther
Vom Himmel hoch, da komm’ ich her.
Ich bring’ euch gute neue Maer,
Der guten Maer bring’ ich so viel,
Davon ich sing’n und sagen will.Euch ist ein Kindlein heut’ gebor’n
Von einer Jungfrau auserkor’n,
Ein Kindelein, so zart und fein,
Das soll eur’ Freud’ und Wonne sein.
Ein sehr altes, bekanntes Weihnachtslied, das auch als Gedicht betrachtet werden kann. Es erzählt die Geschichte der Geburt Jesu Christi. Vollständiger Text. Visualisierung nach der 2. Strophe.
Morgen, Kinder, wird's was geben / Karl Friedrich Splittegarb
Morgen, Kinder, wirds was geben!
Morgen werden wir uns freun!
Welche Wonne, welches Leben
Wird in unserm Hause seyn;
Einmal werden wir noch wach,
Heysa, dann ist Weihnachtstag!Wie wird dann die Stube glänzen
Von der großen Lichterzahl!
Schöner, als bey frohen Tänzen
Ein geputzter Kronensaal.
Wißt ihr noch, wie vor’ges Jahr
Es am heil’gen Abend war
Ein äußerst beliebtes Gedicht zum Aufsagen am Heiligabend. Dieses Gedicht fängt wunderbar die Vorfreude und Aufregung der Kinder am Vorabend des Weihnachtsfestes ein. Es war geschätzt, weil es einfach zu merken und voller lebendiger Bilder ist, die die Weihnachtsstimmung perfekt einfangen. Vollständiger Text & mehr zur Entstehung in der Wikipedia
Morgen kommt der Weihnachtsmann / Hoffmann von Fallersleben
Morgen kommt der Weihnachtsmann,
Kommt mit seinen Gaben.
Trommel, Pfeifen und Gewehr,
Fahn’ und Säbel, und noch mehr,
Ja, ein ganzes Kriegesheer
Möcht’ ich gerne haben!Bring’ uns, lieber Weihnachtsmann,
Bring’ auch morgen, bringe
Musketier und Grenadier,
Zottelbär und Panthertier,
Roß und Esel, Schaf und Stier,
Lauter schöne Dinge!Doch du weißt ja unsern Wunsch,
Kennst ja unsre Herzen.
Kinder, Vater und Mama,
Auch sogar der Großpapa,
Alle, alle sind wir da,
Warten dein mit Schmerzen.
Erstaunlich militärisch, spiegelt aber den damaligen Zeitgeist (der Text ist von 1835) wider, in dem es durchaus verbreitet war, dass Kinder, vor allem Jungen, mit militärischem Spielzeug vertraut gemacht wurden, um ihnen traditionelle, soldatische Werte wie Tapferkeit und Pflichtbewusstsein zu vermitteln. Das könnte bald wieder angesagt sein. Visualisierung nach einer entschärften modernen Version. Mehr dazu hier
Ihr Kinderlein kommet / Christoph von Schmid
Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all'!
Zur Krippe her kommet in Bethlehems Stall,
Und seht, was in dieser hochheiligen Nacht
der Vater im Himmel für Freude uns macht.O seht in der Krippe, im nächtlichen Stall,
Seht hier bei des Lichtleins hellglänzendem Strahl,
In reinlichen Windeln das himmlische Kind,
Viel schöner und holder als Engel es sind.Da liegt es – ach Kinder! – auf Heu und auf Stroh;
Maria und Joseph betrachten es froh;
Die redlichen Hirten knien betend davor,
Hoch oben schwebt jubelnd der Engelein Chor.
Schmid war ein katholischer Priester, Pädagoge und Schriftsteller, der viele religiöse Kinderbücher und Lieder verfasste. Der Text entstand um das Jahr 1798 und wurde zunächst als Gedicht veröffentlicht. Vollständiger Text und Info zur Entstehung
Christkind im Winterwald / Ernst von Wildenbruch
Christkind kam in den Winterwald,
der Schnee war weiß, der Schnee war kalt.
Doch als das heil'ge Kind erschien,
fing's an, im Winterwald zu blühn.Christkindlein trat zum Apfelbaum,
erweckt ihn aus dem Wintertraum.
"Schenk Äpfel süß, schenk Äpfel zart,
schenk Äpfel mir von aller Art!"Der Apfelbaum, er rüttelt sich,
der Apfelbaum, er schüttelt sich.
Da regnet's Äpfel ringsumher;
Christkindlein's Taschen wurden schwer.Die süßen Früchte alle nahm's,
und so zu den Menschen kam's.
Nun, holde Mäulchen, kommt, verzehrt,
was euch Christkindlein hat beschert!
Winterabend / Theodor Fontane
Da draußen schneit es: Schneegeflimmer
Wies heute mir den Weg zu dir;
Ein tret' ich in dein traulich Zimmer,
Und warm ans Herze fliegst du mir –Ab schüttl' ich jetzt die Winterflocken,
Ab schüttl' ich hinterdrein die Welt,
Nur leise noch von Schlittenglocken
Ein ferner Klang herübergellt.Nun aber komm, nun laß uns plaudern
Vom eignen Herd, von Hof und Haus!
Da baust du lachend, ohne Zaudern,
Bis unters Dach die Zukunft aus;Du hängst an meines Zimmers Wände
All meine Lieblingsschilderein,
Ich seh's und streck' danach die Hände,
Als müss' es wahr und wirklich sein.So flieht des Abends schöne Stunde,
Vom fernen Turm tönt's Mitternacht,
Die Mutter schläft, in stiller Runde
Nur noch die Wanduhr pickt und wacht.Ade, ade! von warmen Lippen
Ein Kuß noch, – dann in Nacht hinein:
Das Leben lacht, trotz Sturm und Klippen,
Nur Steurer muß die Liebe sein.
Weihnachten / Johann Wolfgang von Goethe
Bäume leuchtend, Bäume blendend,
Überall das Süße spendend,
In dem Glanze sich bewegend,
Alt und junges Herz erregend –Solch ein Fest ist uns bescheret,
Mancher Gaben Schmuck verehret;
Staunend schaun wir auf und nieder,
Hin und her und immer wieder.Aber, Fürst, wenn Dir’s begegnet
Und ein Abend so Dich segnet,
Daß als Lichter, daß als Flammen
Vor Dir glänzten allzusammenAlles, was Du ausgerichtet,
Alle die sich Dir verpflichtet:
Mit erhöhten Geistesblicken
Fühltest herrliches Entzücken.
Weihnachten / August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Zwar ist das Jahr an Festen reich,
Doch ist kein Fest dem Feste gleich,
Worauf wir Kinder Jahr aus Jahr ein
Stets harren in süßer Lust und Pein.O schöne, herrliche Weihnachtszeit,
Was bringst du Lust und Fröhlichkeit!
Wenn der heilige Christ in jedem Haus
Teilt seine lieben Gaben aus.Und ist das Häuschen noch so klein,
So kommt der heilige Christ hinein,
Und Alle sind ihm lieb wie die Seinen,
Die Armen und Reichen, die Großen und Kleinen.Der heilige Christ an Alle denkt,
Ein Jedes wird von ihm beschenkt.
Drum lasst uns freu'n und dankbar sein!
Er denkt auch unser, mein und dein.
Vom Christkind / Anna Ritter
Denkt euch, ich habe das Christkind gesehen!
Es kam aus dem Walde,
das Mützchen voll Schnee,
mit rotgefrorenem Näschen.
Die kleinen Hände taten ihm weh,
denn es trug einen Sack, der war gar schwer,
schleppte und polterte hinter ihm her.Was drin war, möchtet ihr wissen?
Ihr Naseweise, ihr Schelmenpack –
denkt ihr, er wäre offen, der Sack?
Zugebunden bis oben hin!
Doch war gewiss etwas Schönes drin!
Es roch so nach Äpfeln und Nüssen!
Anna Ritter (1865–1921) stammte aus Coburg und war die Tochter eines Kaufmanns. Sie ist bekannt für ihre romantischen und gefühlvollen Verse, die oft eine Sehnsucht nach Natur und einer verlorenen Einfachheit widerspiegeln. Ihr Werk passt gut in die Zeit der literarischen Romantik, die gern nostalgische, liebevolle und harmonische Vorstellungen aufgriff.
Advent / Rainer Maria Rilke
Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt
und manche Tanne ahnt, wie balde
sie fromm und lichterheilig wird.Und lauscht hinaus: den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin – bereit
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.
Alles still! / Theodor Fontane
Alles still! Es tanzt den Reigen
Mondenstrahl in Wald und Flur,
Und darüber thront das Schweigen
Und der Winterhimmel nur.Alles still! Vergeblich lauschet
Man der Krähe heisrem Schrei.
Keiner Fichte Wipfel rauschet,
Und kein Bächlein summt vorbei.Alles still! Die Dorfeshütten
Sind wie Gräber anzusehn,
Die, von Schnee bedeckt, inmitten
Eines weiten Friedhofs stehn.Alles still! Nichts hör ich klopfen
Als mein Herze durch die Nacht –
Heiße Tränen niedertropfen
Auf die kalte Winterpracht.
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