Klassische Mai- und Frühlingsgedichte in 51 Zitaten

Klassische Mai- und Frühlingsgedichte in 51 Zitaten

So dunkel der Winter auch sein mag, eines Tages naht der Frühling, und das Leben erwacht von Neuem. Mit poetischen, fast vergessenen Begriffen und zarten Wortträumereien fängt diese kleine Sammlung den Hauch des Frühlings und der Maienzeit ein. Geduldig erwartet und schließlich mit Jubel begrüßt, bringt der Frühling eine Zeit neu erblühender Liebe und Hoffnung.

Der Frühling ist nicht nur eine Jahreszeit, sondern auch ein Symbol für die Jugend und Neuanfänge im Leben. Tief in die deutsche Sprache eingetaucht, bringt dieses Kapitel vergessene Schätze ans Licht und feiert die Rückkehr des Frühlings in all seinen Facetten.

Grüne, frische und sonnige Worte lassen die Natur und die alte Zeit in neuem Glanz erstrahlen und laden zum Lesen, Verweilen und Träumen ein. Siehe auch: 10 der schönsten und bekanntesten Frühlingsgedichte ins Bild gesetzt

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

Willkommen, junge fremde Fee
Voll Anmut, Mild‘ und Güte,
So rein wie frisch gefallner Schnee,
So schön wie Maienblüte!

Nataly von Eschstruth

Rosen werden meine Träume,
Lachend Maigrün die Gedanken,
Zwischen welchem Phantasien
Traumhaft, bleich wie Lilien, schwanken.

Hermann Löns

Tief unter einen Schirm gebogen,
So irren wir die Straß‘ entlang,
Umbraust von Regensturmes Wogen –
O Maiengrün und Vogelsang …

Ludwig Gotthard Kosegarten

Und immer gleicher Liebe – im Donnersturm,
Und Maienkühl – im Blitzgeschlängel
Und in den Blumen des Regenbogens.

Der Dürner (Minnesänger)

Denn in ihren Augen
Sah ich Mailust hell und klar.

Nikolaus Lenau

Lieblich war die Maiennacht,
Silberwölklein flogen,
Ob der holden Frühlingspracht
Freudig hingezogen.
Schlummernd lagen Wies´ und Hain,
Jeder Pfad verlassen;
Niemand als der Mondenschein
Wachte auf der Straßen.

Ludwig Uhland

Die Höh‘ erschien in goldnem Maienstrahle
Und Frühlingsruf ertönte durch die Wipfel.

Ernst Moritz Arndt

O der süße, grüne Wald,
Wo wir einst in Wonne klangen,
Wo wir spielten, wo wir sangen,
Wo wir tanzten Maientänze,
Wo wir pflückten Maienkränze,
O der süße, grüne Wald!

Max Dauthendey

Nur der Buchfink singt an den sonnigen Plätzen;
Dazwischen schweigt der verliebte Maiwald in langen Sätzen.

Theodor Däubler

Nur der Maiwind kann tanzen.

Friedrich Rückert

Alles ist so mailich im Mai,
Der Nachtigall Sang, des Kuckuks Schrei,
Des Baches Rieseln, der Lüfte Hauch,
Und der säuselnde Blütenstrauch …

Klassische Mai- und Frühlingsgedichte in Zitaten

Ludwig Uhland

Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht.

Karl Immermann

Süßer, goldner Frühlingstag!
Inniges Entzücken!
Wenn mir je ein Lied gelang,
Sollt‘ es heut nicht glücken?

Friedrich August Leo

O Wiedersehn, du schönes Wort
Voll heiterm Frühlingsglühen,
Mich treibt’s hinaus, in die Weite fort,
Dahin, wo die Blumen blühen.

Rainer Maria Rilke

Es schlich von Deiner Lippen Saum
Ein Lächeln auf verlornem Pfade –
Ganz leis. Die Andern merkten’s kaum.
So weht ein Blatt vom Blütenbaum:
Nur Einer schaut die Frühlingsgnade
Und der sie schaut, ist wie im Traum.

Anton Roth

Sei mir gegrüßt, du frühlingsgold’ner Morgen,
Vom zarten Grün mit Maienluft umsäumt,
Es schwirret, flüstert bunt um mich im Kreise,
Es schmolz das Eis und neues Leben keimt.

Joseph von Eichendorff

Und wir nah’n noch halb in Träumen,
Und wir tun in Klängen kund,
Was da draußen in den Bäumen
Singt der weite Frühlingsgrund.

Friedrich Rückert

Wie aus Frühlingshimmeln reiner
Regen sprüht und Sonne scheint,
Lächelt mild ein Auge meiner
Liebsten, und das andre weint.

Eduard Mörike

Hier lieg‘ ich auf dem Frühlingshügel,
Die Wolke wird mein Flügel,
Ein Vogel fliegt mir voraus.

Carl Gärtner

Durch meinen schweren Wintertraum
Ziehn helle Frühlingsklänge.

Theodor Körner

Wie das Auge so blau und frühlingsklar,
Der Mund so lieblich, so golden das Haar.

Heinrich Heine

Das blöde Volk gehorcht dem ersten Ruf;
Die Männer ziehn die Nankinhosen an,
Und Sonntagsröck‘ mit goldnen Spiegelknöpfen;
Die Frauen kleiden sich in Unschuldweiß,
Jünglinge kräuseln sich den Frühlingschnurrbart,
Jungfrauen lassen ihre Busen wallen,
Die Stadtpoeten stecken in die Tasche
Papier und Bleistift und Lorgnett‘; und jubelnd
Zieht nach dem Tor die krausbewegte Schar.

Klassische Mai- und Frühlingsgedichte in Zitaten

Hermann Rollett: Gleiches Los

Des Lichtes Kuss, der Lüfte Hauch
Erweckt im Lenz die Rose,
Und tausend Blätter treibt der Strauch
Im Frühlingsliebgekose.

Friedrich Rückert: Ich hör‘ ein Frühlingslüftchen sag‘ ich

Ich hör‘ ein Frühlingslüftchen sag‘ ich;
Es ist ein Wintersturmwind, sagst Du.
Nur nach dem alten Winter fragst Du,
Nur nach dem neuen Frühling frag‘ ich.

Friedrich Hebbel: Ein Maientag

Das war ein Tag voll Frühlingsauferstehn …
Herz, laß auch uns dem Lenz entgegensehn!

Adolf Ebeling: Jenny, die schwedische Sängerin

Leise spielen die Blüten
Am duftenden Frühlingsbaum;
Draußen schimmert die Mondnacht
Silberner Wundertraum.

Hermann Rollett: Frühlingssturm

Und auch das Herz des Menschen bebt
Im Frühlingssturmgebraus,
Es dehnen sich, wie neubelebt,
Der Seele Flügel aus.

Ludwig Tieck: Leben und Tod der heiligen Genoveva

Schaut um euch, wie der Frühling aufgegangen,
Im jungen Laube neues Leben spielt,
Wie hold in ihrer Blüt‘ die Bäume prangen,
Im Zweig der Vogel sich vergnüglich fühlt,
Schon färben sich der Blumen zarte Wangen,
Die Winterfrost im dunkeln Hause hielt,
Allseitig fühlt die Welt ein muntres Regen
Und drängt sich süß dem Frühlingsglanz entgegen.

Nikolaus Lenau: Der Postillon

Lieblich war die Maiennacht,
Silberwölklein flogen,
Ob der holden Frühlingspracht
Freudig hingezogen.
Schlummernd lagen Wies´ und Hain,
Jeder Pfad verlassen;
Niemand als der Mondenschein
Wachte auf der Straßen.

Ernst Moritz Arndt: Der grüne Wald

O der süße, grüne Wald,
Wo wir einst in Wonne klangen,
Wo wir spielten, wo wir sangen,
Wo wir tanzten Maientänze,
Wo wir pflückten Maienkränze,
O der süße, grüne Wald!

Richard Schmidt-Cabanis: Lachende Lieder

Gleich jungem Frühlingsmorgenrot,
Darin das heiße Verlangen
Des liebebedürftigen Himmels loht,
Erglühen deine Wangen …

Nikolaus Lenau: Frühlingsblick

Durch den Wald, den dunkeln, geht
Holde Frühlingsmorgenstunde,
Durch den Wald vom Himmel weht
Eine leise Liebeskunde.

Else Lasker-Schüler: Frühling

Wir wollen wie der Mondenschein
Die stille Frühlingsnacht durchwachen,
Wir wollen wie zwei Kinder sein.
Du hüllst mich in dein Leben ein
Und lehrst mich so wie du zu lachen.

Friedrich Rückert: Mailich

Alles ist so mailich im Mai,
Der Nachtigall Sang, des Kuckuks Schrei,
Des Baches Rieseln, der Lüfte Hauch,
Und der säuselnde Blütenstrauch …

Klassische Mai- und Frühlingsgedichte in Zitaten

Joseph von Eichendorff: Auf meines Kindes Tod

Und wie in gold’nen Träumen
Geht linder Frühlingswind
Rings in den stillen Bäumen –
Schlaf wohl mein süßes Kind!

Emanuel Geibel: Lied

Müde Seele, hoffe nur,
Morgen kommt die Sonne,
Und du blühst mit Wald und Flur
Hell in Frühlingswonne

Ludwig Uhland

Seid mir gegrüßt mit Frühlingswonne,
blauer Himmel, goldne Sonne.

Friedrich Rückert: Liebesfrühling

Ein empfindungsblütenweiches
Ich im Frühlingsduftgestiebe.

Annette von Droste-Hülshoff

Das üpp’ge Moos – der Lerchen Lieder –
Der Blumen Flor – des Krautes Keim –
Auf meinen Mantel saß ich nieder
Und sann auf einen Frühlingsreim.

Karl Friedrich Hartmann Mayer

Beim Rot der Frühlingsrosen
Denk‘ ich an Lieb‘ und Kosen.

Eduard Mörike: Maler Nolten

Hier lieg‘ ich auf dem Frühlingshügel,
Die Wolke wird mein Flügel,
Ein Vogel fliegt mir voraus.

Friedrich Rückert: Liebesfrühling

Schönes Glück von kurzer Dauer,
Flücht’ger Lenz der Menschenbrust,
Sonnenblicke, Tränenschauer,
Frühlingswehmut, Liebeslust.

Joseph von Eichendorff

Über’n Garten durch die Lüfte
Hört‘ ich Wandervögel zieh’n,
Das bedeutet Frühlingsdüfte,
Unten fängt’s schon an zu blüh’n.

Frida Schanz: Singe, Nachtigall!

Die Nachtigall singt durch die Blütennacht
Ihr Lied voll jubelnder Frühlingspracht.
Wie silberne Wolken stehn Büsche und Bäume.
Es gibt eine Seligkeit nächtlicher Träume,
Die wallt wie Weihrauch ins weite All.
Singe, singe, Nachtigall!

Friedrich Rückert: Liebesfrühling

Wie aus Frühlingshimmeln reiner
Regen sprüht und Sonne scheint,
Lächelt mild ein Auge meiner
Liebsten, und das andre weint.

Rainer Maria Rilke: Sehnsuchtsgedanken

Mächtig zieht ein Frühlingssehnen
durch das traumestrunkne Tal –
wenn des Mondes milder Strahl
glitzert in des Taues Tränen ….

Hermann Rollett: Ein Träumer

Wie die Blüte, die im Lichte
hängt am freudig-grünen Baum,
Als des heiterschönen Lebens
heller Liebesfrühlingstraum!

Christian Samuel Gottlieb Ludwig Nagel

Lieb‘ und Lenz wie schnell verschwunden!
Ach! Ihr goldenen Frühlingsstunden!

Ludwig Tieck: Phantasus

Im Frühlingsglanze schimmert Wald und Flur,
Und Liebe leuchtet und flimmert
Und waltet beseelend in der ganzen Natur.

Eduard Mörike

Wenn, von der blausten Frühlingsmitternacht entzückt,
Oft aus der Gartenlaube weg vom Zechgelag
Mein hochgestimmter Freund mich noch hinausgelockt,
Die offne Straße hinzuschwärmen raschen Gangs,
Wir Jünglinge, des Jugendglückes Übermaß.

Friedrich Otte (Johann Georg Zetter): Der fahrende Schüler

Und vor dem aufgeschlagnen Buch
Beginnt er manchen Zauberspruch;
Derweil er liest, durchblitzt den Saal
Ein goldner Strahl mit einem Mal.
Ha, welch ein Licht! Ha, welch ein Flimmer!
Ein Wunderfrühling schmückt das Zimmer.

Klassische Maien- und Frühlingsgedichte in Zitaten

Adjektive, die wir mit dem Mai verbinden

blühend, frisch, mild, sonnig, erwachend, grün, belebend, duftend, wachsend, heiter, farbenfroh, lebendig, hoffnungsvoll, romantisch, frühlingshaft, erneuernd, warm, erblühend, zart, verheißungsvoll, strahlend, energiegeladen, sprießend, lieblich

Die Collagen erschuf DALL-E mit Microsoft Designer. Farbpalette von Claude. Zitate nach: Das Frühlingsbuch der schönen Wörter von Lenny Löwenstern.

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