übernächtig | 2
kein Morgen / kein Mond / will Flügel haben
Aus: der Mond der Regen die Nacht und das Blau. Die Visualizierung schuf DALL-E nach dem Gedichttext.
Gedanken zum Gedicht
Das Gedicht spielt mit der Idee der Übernächtigung, einem Zustand der Erschöpfung durch Schlafmangel. Dieser Zustand schafft eine Atmosphäre der Verwirrung und Desorientierung, die in den Zeilen des Gedichts gespiegelt wird.
- "kein Morgen / kein Mond": Diese Zeile vermittelt ein Gefühl der Zeitlosigkeit und Orientierungslosigkeit. Der Morgen symbolisiert oft einen neuen Anfang oder Hoffnung, während der Mond Ruhe und Beständigkeit darstellen kann. Ihr Fehlen deutet auf eine Leere oder einen Verlust hin.
- "will Flügel haben": Diese Aussage steht im Kontrast zur vorherigen Zeile. Während "kein Morgen, kein Mond" ein Gefühl der Schwere oder der Bodenlosigkeit vermittelt, drückt der Wunsch nach Flügeln das Verlangen nach Freiheit und Flucht aus. Es ist unklar, wer genau sich nach Flügeln sehnt – es könnte der Sprecher sein, der aus seinem Zustand der Übernächtigung entfliehen möchte, oder es könnte metaphorisch für die abstrakten Konzepte von Morgen und Mond stehen, die sich nach einer Befreiung aus ihrer Abwesenheit sehnen.
Insgesamt schafft das Gedicht durch die Platzierung der Wörter und deren Beziehungen zueinander eine Stimmung der Sehnsucht und des Verlustes, die durch den Zustand der Übernächtigung verstärkt wird. Es lässt reichlich Raum für Interpretation, wer oder was genau sich nach den Flügeln sehnt, was die Mehrdeutigkeit und Tiefe des Gedichts unterstreicht.