
Die besten Frühlingsgedichte stammen von von allseits bekannten Dichtern, die die Schönheit, Erneuerung und das Erwachen der Natur in ihren Werken festgehalten haben. Hier sind einige der berühmtesten.
Diese Gedichte sind in der Literatur tief verwurzelt und werden oft zitiert, wenn es um die Darstellung und gebührende Feier des Frühlings geht.
Inhaltsverzeichnis Frühlingsgedichte
Frühling / Heinrich Heine

Die Wellen blinken und fließen dahin –
Es liebt sich so lieblich im Lenze!
Am Flusse sitzt die Schäferin
Und windet die zärtlichsten Kränze.Das knospet und quillt, mit duftender Lust –
Es liebt sich so lieblich im Lenze!
Die Schäferin seufzt aus tiefer Brust:
Wem geb ich meine Kränze?«Ein Reuter reutet den Fluß entlang,
Er grüßt so blühenden Mutes!
Die Schäferin schaut ihm nach so bang,
Fern flattert die Feder des Hutes.Sie weint und wirft in den gleitenden Fluß
Die schönen Blumenkränze.
Die Nachtigall singt von Lieb und Kuß –
Es liebt sich so lieblich im Lenze!
Er ist’s / Eduard Mörike

Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
– Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist’s!
Dich hab ich vernommen!
Diese Zeilen entstanden im frühen 19. Jahrhundertwurden und spiegeln die Romantik wider, die die Natur mystifizierte und als Quelle der Inspiration und des Lebensfreude sah. Mörikes Begeisterung für den Frühling wirkt bis heute ansteckend und macht das Gedicht zu einem zeitlosen Klassiker.
Frühlingsglaube / Ludwig Uhland

Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muß sich alles, alles wenden.
Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergiß der Qual!
Nun muß sich alles, alles wenden.
Geschrieben im frühen 19. Jahrhundert, vermutlich um 1812, spiegelt das Gedicht die damalige gesellschaftliche Stimmung des Umbruchs und der Hoffnung wider.
Will dir den Frühling zeigen / Rainer Maria Rilke

Will dir den Frühling zeigen,
der hundert Wunder hat.
Der Frühling ist waldeigen
und kommt nicht in die Stadt.
Nur die weit aus den kalten
Gassen zu zweien gehn
und sich bei den Händen halten –
dürfen ihn einmal sehn.
Rilkes Gedicht wurde um das Jahr 1900 geschrieben. Es lädt uns ein, die Schönheit der Natur zu suchen und die besonderen Momente des Frühlings zu schätzen, die in der hektischen städtischen Umgebung oft verloren gehen.
Mailied / Johann Wolfgang von Goethe

Wie herrlich leuchtet
Mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne!
Wie lacht die Flur!Es dringen Blüten
Aus jedem Zweig,
Und tausend Stimmen
Aus dem Gezweig,Und Freud und Wonne
Aus jeder Brust.
O Erde, Sonne,
O Glück, o Lust!O Lieb, o Liebe,
So golden schön
Wie Morgenwolken
Auf jenen Höhn;Du segnest herrlich
Das frische Feld,
Im Blütendampfe
Die volle Welt.O Mädchen, Mädchen,
Wie lieb ich dich!
Wie blinkt dein Auge!
Wie liebst du mich!So liebt die Lerche
Gesang und Luft,
Und Morgenblumen
Den Himmelsduft,Wie ich dich liebe
Mit warmem Blut,
Die du mir Jugend
Und Freud und MutZu neuen Liedern
Und Tänzen gibst!
Sei ewig glücklich,
Wie du mich liebst!Rechtschreibung sanft modernisiert. Siehe auch: Klassische Mai- und Frühlingsgedichte in 51 Zitaten
Osterspaziergang / Johann Wolfgang von Goethe

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche,
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungs-Glück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur;
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlt’s im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurück zu sehen.
Aus dem hohlen finstern Tor
Dring ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden,
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbes Banden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.Sieh nur sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluss, in Breit’ und Länge,
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und, bis zum Sinken überladen
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet gross und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.
Geschrieben 1808 als Teil von Faust I. Es ist ein lebensfrohes Bild der Erneuerung und Auferstehung, das Natur und menschliche Gemeinschaft in festlicher Harmonie zeigt.
Der Jasminstrauch / Friedrich Rückert

Grün ist der Jasminenstrauch
abends eingeschlafen.
Als ihn, mit des Morgens Hauch,
Sonnenlichter trafen,
ist er schneeweiss aufgewacht,
Wie geschah mir in der Nacht?
Seht, so geht es Bäumen,
die im Frühling träumen!
An den Frühling / Friedrich Schiller

Willkommen, schöner Jüngling!
Du Wonne1 der Natur!
Mit deinem Blumenkörbchen
Willkommen auf der Flur!Ei! Ei! Da bist ja wieder!
Und bist so lieb und schön!
Und freun wir uns so herzlich,
entgegen dir zu gehn.Denkst auch noch an mein Mädchen?
Ei, Lieber, denke doch!
Dort liebte mich das Mädchen,
und ’s Mädchen liebt mich noch!Für’s Mädchen manches Blümchen
erbettelt ich von dir
Ich komm und bettle wieder,
Und Du? Du gibst es mir?Willkommen, schöner Jüngling!
Du Wonne der Natur!
Mit deinem Blumenkörbchen
Willkommen auf der Flur!
April / Theodor Storm

Das ist die Drossel, die da schlägt,
Der Frühling, der mein Herz bewegt;
Ich fühle, die sich hold bezeigen,
Die Geister aus der Erde steigen.
Das Leben fließet wie ein Traum –
Mir ist wie Blume, Blatt und Baum.
Der Frühling / Friedrich Hölderlin

Die Sonne glänzt, es blühen die Gefilde,
Die Tage kommen blütenreich und milde,
Der Abend blüht hinzu, und helle Tage gehen
Vom Himmel abwärts, wo die Tag´ entstehen.Das Jahr erscheint mit seinen Zeiten
Wie eine Pracht, wo sich Feste verbreiten,
Der Menschen Tätigkeit beginnt mit neuem Ziele,
So sind die Zeichen in der Welt, der Wunder viele.
Das Frühlingsbuch der schönen Wörter
Eine Liebeserklärung an die Verwandlungskraft und die unausgesprochene Schönheit des Frühlings. Diese außergewöhnliche Sammlung entfaltet die schönsten, seltensten und inspirierendsten Wörter, sie feiern die frühlingshafte Verjüngung dieser Jahreszeit. Mit einem feinen Gespür für die versteckten Schätze der Sprache und einer tiefen Liebe zur jahreszeitlichen Metamorphose webt Lenny Löwenstern ein lebendiges Gewebe, das nicht nur die Pracht des Frühlings einfängt, sondern auch das Herz erquickt und belebt.

Ein Schatz für Liebhaber der deutschen Sprache, für Poeten, ihre Leser und alle, die sich nach der Erfrischung und dem Neubeginn sehnen, den nur der Frühling zu bringen vermag.
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