5 kurze Mondgedichte

5 kurze Mondgedichte

als wir allein sind
schweigen wir
der Mond und ich

Minimal mag ich am liebsten, also manchmal – mal mehr, mal weniger. Dann denke ich, in ein paar Zeilen oder mit wenigen Wörtern kann alles gesagt werden. Man muss sich nicht bemühen, die richtige Worte zu finden; man muss sie los werden, das ist genauso schwer - mindestens. Und auch wieder nicht. Es gibt Dinge, da reicht ein ganzer Roman nicht aus.

Mondschein
man sieht alles
und ist doch unendlich allein

Kann man im Mondschein überhaupt allein sein, der Mond ist schließlich auch da? Einstellungssache, oder?

wie neugierig er ist
der Morgenmond
ich drehe mich noch einmal um

Was könnte ein neugieriger Mond auf der Erde beobachten?

Nun, der Mond könnte heimliche Liebende belauschen, die sich zu nächtlichen Rendezvous treffen. Oder einsame Seelen beobachten, die in stillen Momenten der Selbstreflexion versunken sind. Er würde Künstler sehen, die von seinem Licht inspiriert werden, und Nachtschwärmer, die unter seinem Schein feiern. Sein sanftes Licht würde auf Dichter fallen, die am offenen Fenster sitzen und Verse über die Schönheit der Nacht verfassen.

Der neugierige Mond könnte Musiker beobachten, die auf Dachterrassen nächtliche Konzerte geben, ihre Melodien mit dem Rauschen der Stadt vermischend. Er würde Zeuge von mitternächtlichen Picknicks in Parks werden, wo Freunde leise lachen und Geschichten austauschen. Sein Schein würde auf Nachtwachen fallen, die einsam ihre Runden drehen, und auf Katzen, die lautlos durch die Schatten huschen.

Der Mond könnte auch Studienrätinnen entdecken, die im Mondlicht meditieren, und Tänzer, die auf verlassenen Plätzen ihre nächtlichen Choreografien üben. Er würde über Nachtzüge wachen, die mit Verspätung durch stille Landschaften sausen, und über Liebende, die an Stränden Händchen haltend den Wellen lauschen ...

so oder so
wir ziehen weiter
der Mond und ich

Diesmal beschreibe ich den Mond als ständigen stillen Begleiter. Wir sind miteinander verbunden, immer gewesen. Niemand kann sich ihm entziehen. Wozu auch?

Es geht um Gewißheiten. Der Mond kann nicht anders, aber der Mensch eben auch nicht. Verharrt er, geht er zu grunde. Stillstand ist keine Option. Für den Mond übrigens auch nicht, käme er zum Stillstand, wie auch immer das möglich sein sollte, er würde auf die Erde herunterfallen, weil die Zentrifugalkraft fehlte.

Wir bleiben also ein Gespann. Der Mond und ich. Für dich, für uns alle andere gilt wohl dasselbe.

sein Schein liegt noch auf dem Wasser
obwohl er längst verschwunden ist
— der Mond

Adjektive, die am besten zu den 5 Mondgedichten passen

still, einsam, leise, melancholisch, sanft, ruhig, scheu, vertraut, träumerisch, sehnsüchtig, fragil, mystisch, zart, schattenhaft, sinnend, poetisch, geduldig, beständig, vergänglich, schweigend, unendlich, licht, verbunden, neugierig

Die Gedichte stammen auas dem Band Sternenvogelpoesie, sie wurden zwischen 2023 und 2024 geschrieben. Die Illustration steuerte KI bei, nämlich von DALL-E & der Microsoft Designer.

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