I
nur im Vorübergehen bin ich
und kann es kaum erwarten
nirgendwo angekommen zu sein
II
nur im Vorübergehen
bin ich und dann
nicht mehr
Der erste Satz und damit einleitende Gedanke stammt aus der Sammlung Taomond (vor Jahrzehnten geschrieben). Die Visualisierungen kommen von DALL-E und Microsoft Designer via Bing.
Im Text nicht gemeint ist, dass das Leben vorbeigeht, das ist eh klar, sondern dass es nie fertig wird, nie einlocht, irgendwo einloggt, zur Ruhe kommt, fertig wird und so weiter.
Leben bedeutet, auf einer Reise sein, nur kurz vorbeizuschauen bei den anderen auf der Erde; eine Stippvisite machen. Das heißt auch, nichts zu wichtig nehmen und in Bewegung bleiben. Nicht umsonst heißt es vorüber g e h e n.
Der Text ist ein bisschen existentialistisch. Es thematisiert das Gefühl der Vergänglichkeit und die Suche nach Sinn in einer Welt, in der das Individuum "nur im Vorübergehen" existiert. Der Gedanke, nirgendwo angekommen zu sein, kann als Ausdruck der existentiellen Freiheit und des damit verbundenen Unbehagens interpretiert werden—die Freiheit, das Leben selbst zu definieren, ohne eine vorgegebene Bestimmung oder ein festes Ziel.
Jedoch könnte man auch andere philosophische Richtungen in Betracht ziehen. Das Gedicht könnte beispielsweise auch als Ausdruck des Nihilismus verstanden werden, da es andeutet, dass es keinen endgültigen Ort oder Zustand des Ankommens gibt. Der Fokus auf das Vorübergehen und das Warten darauf, nirgendwo anzukommen, könnte eine Form von Resignation oder Akzeptanz des Nichts bedeuten.
Das Gedicht könnte sogar buddhistische Aspekte enthalten, insbesondere im Hinblick auf die Konzepte der Vergänglichkeit und der Nicht-Anhaftung, die zentrale Themen im Buddhismus sind. Direkte Absicht war das nicht, ganz ungelegen kommt es mir aber auch nicht.
Buddhismus lehrt, dass Anhaftung an Dinge, Personen oder Zustände zu Leid führt, weil nichts in der Welt von Dauer ist. Das Streben nach einem festen Ziel oder einem bestimmten Zustand, das im Existentialismus oft als Suche nach Sinn beschrieben wird, wird im Buddhismus als Quelle des Leidens erkannt. Es geht nicht darum, irgendwo anzukommen, sondern vielmehr darum, das endlose Streben nach Beständigkeit und Sicherheit aufzugeben.
Wenn man es aus einer buddhistischen Perspektive betrachtet könnte das Gedicht, die Erkenntnis und Akzeptanz ausdrücken, dass es im Leben keinen festen Punkt des Ankommens gibt, und dass das Loslassen dieser Vorstellung zu einem Zustand der inneren Freiheit führt. Dies steht im Einklang mit dem Ideal der Erleuchtung, bei der das Individuum die Illusion von Beständigkeit und Selbst aufgibt und dadurch Frieden findet. Was meinst du?