12 herausragende klassische Rosengedichte in Text und Bild

12 herausragende klassische Rosengedichte in Text und Bild

Klassische Gedichte über die Rose gibt es viele, da die Rose seit jeher als Symbol für Liebe, Vergänglichkeit und Schönheit in der Literatur verwendet wird. Hier habe ich zwölf der bekanntesten Gedichte zusammengetragen, in denen die Rose eine zentrale Rolle spielt. In Szene gesetzt durch die fantastischen Visualisierugen modernster künstlicher Intelligenz.

Über Jahrhunderte hinweg haben Dichter die Rose verwendet, um unterschiedliche Facetten des Lebens und der Liebe in ihren Versen auszudrücken. Vom romantischen Ideal der Vollkommenheit über ironische Brechungen bis hin zur symbolistischen Erhebung hat die Rose unzählige Bedeutungen angenommen.

Die Gedichte spiegeln verschiedene literarische Epochen wider: von der Romantik, in der die Natur idealisiert und transzendiert wird, über den Symbolismus, der die innere Welt der Gefühle und der Natur verknüpft, bis hin zum Impressionismus, der das Momenthafte und Sinnliche betont. Die Rose ist dabei weit mehr als nur eine Blume – sie steht für das Schöne, das Vergängliche und das ewige Streben nach Transzendenz, das die Dichter seit jeher fasziniert hat.

Diesmal wagen wir uns auch über die Grenzen Deutschlands hinaus. Die rosenreichen Visualisierungen stammen von der KI DALL-E in Personalunion mit dem Microsoft Designer in einem surreal angehauchten Stil.

Ein paar Heckenrosen / Max Dauthendey

Ein paar Heckenrosen / Max Dauthendey

Ein paar Heckenrosen,
die ich gestern für dich im Mondschein gepflückt,
Stehen heute rosig im Glas, wie von deiner Nähe entzückt.
Gestern stahl sich kaum ihre Blässe in die bläuliche Nacht,
Sie waren in Dämmerdunkel noch nicht für dich erwacht.
Sie waren noch Schwestern der Blätter und Büsche gestern,
Heute sind sie deines Lächelns und deiner Wangen Schwestern.
Die Rosen, wenn in die Nähe verliebter Augen kommen,
Sind nicht wie Vögel, denen die Freiheit genommen, und die man gefangen,
Die Rosen werden erst Rosen in der Nähe errötender Wangen.

Die Rosen entfalten ihre volle Schönheit erst in der Nähe der geliebten Person, meint Max Dauthendey, wobei das Bild der errötenden Wangen die wechselseitige Beeinflussung von Natur und menschlichen Empfindungen hervorhebt. Dieses Spiel mit Licht, Farbe und sinnlicher Wahrnehmung ist charakteristisch für den Impressionismus, der das Flüchtige und Momenthafte in einem intensiven, fast meditativen Ton beschreibt. Die Rosen stehen so symbolisch für das Erblühen und die Verwandlung, die durch die Nähe zur Liebe entsteht.

Der Schmetterling ist in die Rose verliebt / Heinrich Heine

Der Schmetterling ist in die Rose verliebt / Heinrich Heine

Der Schmetterling ist in die Rose verliebt,
Umflattert sie tausendmal,
Ihn selber aber goldig zart
Umflattert der liebende Sonnenstrahl.

Jedoch, in wen ist die Rose verliebt?
Das wüßt' ich gar so gern.
Ist es die singende Nachtigall?
Ist es der schweigende Abendstern?

Ich weiß nicht, in wen die Rose verliebt;
Ich aber lieb' euch all?:
Rose, Schmetterling, Sonnenstrahl,
Abendstern und Nachtigall.

Heines Verse zeigen seinen romantischen Stil, der jedoch schon deutliche ironische Züge trägt und damit die traditionelle Romantik in Frage stellt. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als Heine schrieb, war die Romantik noch stark von einer idealisierten Natur und symbolischen Liebesverhältnissen geprägt. Heine mischt romantische Elemente wie den Schmetterling mit einer heiteren, fast kindlich offenen Perspektive, die eine gewisse Distanz zur romantischen Ernsthaftigkeit signalisiert – eine Haltung, die Heine als Überbrückung zwischen Romantik und Realismus kennzeichnet.

Herbst / Joseph von Eichendorff

Herbst / Joseph von Eichendorff

Nun laß den Sommer gehen,
Laß Sturm und Winde wehen.
Bleibt diese Rose mein,
Wie könnt ich traurig sein?

Eichendorffs Herbst ist ein typisches Werk der Romantik und spiegelt die Gelassenheit im Umgang mit Vergänglichkeit wider. Er nimmt den Wechsel der Jahreszeiten als Anlass, eine versöhnliche Stimmung darzustellen: Der Sommer mag gehen und die Winde des Herbstes einsetzen, doch die Rose bleibt.

Und ich bin eine Rose! / Emily Dickinson

Und ich bin eine Rose! / Emily Dickinson

Ein Kelch-, ein Blütenblatt, ein Dorn
An irgendeinem Sommermorgen
Ein Fläschchen Tau – ein Bienchen oder zwei –
ein Lufthauch – ein Hüpfen im Geäst –
und ich bin eine Rose!

Emily Dickinson ist eine zentrale Figur des amerikanischen 19. Jahrhunderts. Hier nimmt sie die Perspektive einer Rose ein und verschmilzt ihre eigene Identität mit der Blume. Ihr Gedicht ist in der romantischen Tradition der Naturverherrlichung verwurzelt, wobei die Einfachheit und die kleine, alltägliche Szene gleichzeitig auf die Relevanz des Moments und des Einfachen hinweist, ein Charakteristikum ihrer zeitlosen Lyrik, das die Schönheit und den Wert der scheinbar trivialen Erscheinungen hervorhebt.

Heute will ich dir zu Liebe Rosen fühlen / Rainer Maria Rilke

Heute will ich dir zu Liebe Rosen fühlen / Rainer Maria Rilke

Heute will ich dir zu Liebe Rosen
fühlen, Rosen fühlen dir zu Liebe,
dir zu Liebe heute lange lange
nicht gefühlte Rosen fühlen: Rosen.

Alle Schalen sind gefüllt; sie liegen
in sich selber, jede hundert Male, -
wie von Talen angefüllte Tale
liegen sie in sich und überwiegen.

So unsäglich wie die Nacht
überwiegen sie den Hingegebnen,
wie die Sterne über Ebnen
überstürzen sie mit Pracht.
Rosennacht, Rosennacht.

Nacht aus Rosen, Nacht aus vielen vielen
hellen Rosen, helle Nacht aus Rosen,
Schlaf der tausend Rosenaugenlider:
heller Rosen-Schlaf, ich bin dein Schläfer.

Rilke verwendet die Rose als Symbol der Liebe und Hingabe, das immer wieder durch mantraartige Wiederholung verstärkt wird. Die Verse sind von einer hypnotischen Klangmelodie durchzogen, die uns in eine Welt der Fülle und Hingabe führen. Rilke verwebt Natur und Liebe miteinander. Die Rose steht hier für eine tiefe, fast überirdische Emotion, die sich im Zyklus von Nacht und Schlaf ausdrückt.

Düfte aus dem Rosenbusche / Otto Bierbaum

Düfte aus dem Rosenbusche / Otto Bierbaum

Düfte aus dem Rosenbusche
Meiner Jugend, süße Düfte,
Endlich seid ihr wiederkommen,
Wiederkommen in der Wolke
Dort.

Seht', ich wußt' es, daß ihr kämet;
Meine Seele sagte heute
Früh zu mir: Wach auf, Geselle,
Deine Jugend will Dich grüßen
Hier.

Und sie nahm von meinen Augen
Alle Schleier meiner Dumpfheit,
Und sie nahm von meinen Sinnen
Alle Härten, alle Hüllen
Fort.

Darum seh' ich, darum fühl' ich
Heut' in jeder hellen Wolke
Düfte aus dem Rosenbusche
Meiner Jugend, süße Düfte
Hier und dort.

Bierbaums Gedicht steht am Übergang von der Spätromantik zum Jugendstil, eine Epoche um die Jahrhundertwende, in der die Suche nach ästhetischer Schönheit und der Rückgriff auf nostalgische Kindheitsbilder eine wichtige Rolle spielten. Der Dichter thematisiert die Erinnerung an die Jugend und die damit verbundenen Empfindungen, die durch Düfte wieder zum Leben erweckt werden. Die Natur und die Rose dienen als Symbol für die Unbeschwertheit und Reinheit vergangener Tage.

Robert Burns / Eine rote, rote Rose

Robert Burns / Eine rote, rote Rose

Meine Liebe ist wie eine rote Rose,
Die frisch im Juni blüht:
Meine Liebe ist wie eine Melodie,
Die süß im Lied erklingt.

So schön wie du, oh liebes Mädchen,
Ist meine Liebe für dich;
Und ich werde dich lieben, mein Lieb,
Bis Sonne und Mond vergehen.

Bis Sonne und Mond vergehen, mein Lieb,
Und Felsen im Meer versinken:
So lange werde ich dich lieben,
Mein ganzes Leben lang.

Nun Lebewohl, mein einziges Lieb,
Lebwohl für kurze Zeit!
Ich komme zurück, mein Lieb, selbst wenn es
Zehntausend Meilen weit ist.

Der schottische Dichter Robert Burns vergleicht in diesem Gedicht die Liebe zu seiner Geliebten mit einer roten Rose, die im Juni blüht. Die Rose steht hier für ewige Liebe und Schönheit. (Übersetzung aus dem altertümlichen Englisch von "A Red, Red Rose")

An meine Rose / Nikolaus Lenau

An meine Rose / Nikolaus Lenau

Frohlocke, schöne junge Rose,
Dein Bild wird nicht verschwinden,
Wenn auch die Glut, die dauerlose,
Verweht in Abendwinden.

So süßer Duft, so helle Flamme
Kann nicht für irdisch gelten;
Du prangst am stolzen Rosenstamme,
Verpflanzt aus andern Welten;

O weilten wir in jenen Lüften,
Wo keine Schranke wehrte,
Daß ich mit deinen Zauberdüften
Die Ewigkeiten nährte! –

Doch hat, du holde Wunderblume,
Mein Herz voll süßen Bebens
Dich mir gemalt zum Eigentume
Ins Tiefste meines Lebens

Lenaus Gedicht verkörpert typische Motive der Spätromantik: die Sehnsucht nach Transzendenz und die Überhöhung der Natur. Die Rose wird als Symbol des Übersinnlichen beschrieben, ihr Duft und ihre Schönheit entstammen einer anderen, ewigen Welt. Lenau sehnt sich nach dieser Welt, erkennt jedoch die Begrenztheit des Irdischen und verlegt die Rose ins Innerste seines Herzens, wo sie als poetisches Bild und Quelle des Empfindens ewig bestehen kann.

Heidenröslein / Johann Wolfgang von Goethe

Heidenröslein / Johann Wolfgang von Goethe

Sah ein Knab’ ein Röslein stehn,
Röslein auf der Heiden,
War so jung und morgenschön,
Lief er schnell es nah zu sehn,
Sah’s mit vielen Freuden.
Röslein, Röslein, Röslein roth,
Röslein auf der Heiden.

Knabe sprach: ich breche dich,
Röslein auf der Heiden!
Röslein sprach: ich steche dich,
Daß du ewig denkst an mich,
Und ich will’s nicht leiden.
Röslein, Röslein, Röslein roth,
Röslein auf der Heiden.

Und der wilde Knabe brach
’s Röslein auf der Heiden;
Röslein wehrte sich und stach,
Half ihm doch kein Weh und Ach,
Mußt’ es eben leiden.
Röslein, Röslein, Röslein roth,
Röslein auf der Heiden.

Dieses Gedicht von Goethe ist gleichzeitig eines der bekanntesten deutschen Volkslieder. Es erzählt die Geschichte eines Jungen, der eine wilde Rose findet, pflückt und dadurch ihre Unschuld nimmt. Die Rose steht hier für Schönheit, Verletzlichkeit und die flüchtige Natur des Glücks.

Die Visualisierung nach der 3. strophe, wobei dall und der designer immer wieder ein Pferd draus machen wollen (Rösslein)

Die volle Rose / Friedrich Rückert

Die volle Rose / Friedrich Rückert

Die volle Rose glüht so rein
in sich beschlossen.
In Duft ist ihr Gemüt,
in Licht ihr Geist gegossen.

Wer sich in sie vertieft,
der sieht vollendet ganz
die Schöpfung,
und es trieft die Welt
von Gottes Glanz.

Rückerts Gedicht spiegelt das romantische Ideal der Einheit von Natur, Schönheit und Göttlichkeit wider. Die Rose wird hier als Symbol der Vollkommenheit dargestellt, in der sich alle Aspekte des Schöpfungsprozesses vereinen. Ihr Duft repräsentiert das Gemüt, ihr Licht den Geist. Rückert beschreibt die Rose als vollkommen in sich geschlossen, wodurch sie zur Verkörperung der göttlichen Schöpfung wird. Auch der Buddhismus weckte seine Neugier, und es ist bekannt, dass er einige Schriften aus dem Sanskrit übersetzte. Die Visualisierung gibt das ganz gut wieder.

Diese Rose von heimlichen Küssen schwer / Christian Morgenstern

Diese Rose von heimlichen Küssen schwer / Christian Morgenstern

Diese Rose von heimlichen Küssen schwer
Sieh, das ist unsre Liebe.
Unsre Hände reichen sie hin und her,
unsre Lippen bedecken sie mehr und mehr
mit Worten und Küssen sehnsuchtsschwer,
unsre Seelen grüßen sich hin und her -
wie über ein Meer — wie über ein Meer.
Diese Rose vom Duft unsrer Seelen schwer:
sieh, das ist unsre Liebe.

Morgensterns Gedicht lässt sich als Ausdruck der symbolistischen Bewegung im frühen 20. Jahrhundert verstehen. Anstatt mit einer klassischen Einführung zu beginnen, wird hier die Rose als zentrale Metapher direkt in eine Welt der Geheimnisse und Sehnsüchte hineingeführt. Die Rose verkörpert die Liebe, die durch das Geben und Empfangen – dargestellt durch Hände und Lippen – lebendig wird.

Die kranke Rose / William Blake

Die kranke Rose / William Blake

O Rose, du bist krank!
Der unsichtbare Wurm,
Der die Nacht durchfliegt
Im heulenden Sturm,

Fand deine Bettstatt
Von purpurner Freude;
Und seine dunkle,
Geheime Liebe
Zerstört deine Lebensfreude.

Dieses Gedicht (The Sick Rose) des englischen Dichters William Blake ist dunkel und symbolträchtig. Es zeigt die Rose als Sinnbild für Unschuld und die Krankheit als zerstörerische Kraft. Mehr zum Text in der FAZ.

Der Wurm hat eine vielschichtige symbolische Bedeutung: Er steht für eine zerstörerische Kraft, die heimlich die Lebenskraft und Schönheit der Rose befällt, was sowohl als Krankheit als auch als die dunkle Seite von Leidenschaft oder Sünde interpretiert werden kann. Der Wurm symbolisiert zudem die Vergänglichkeit des Lebens und den unvermeidlichen Verlust der Unschuld, indem er die Rose – als Symbol für Schönheit und Reinheit – heimlich zerstört.

: Außer Konkurrenz: Gertrude Stein

(Eine) Rose ist eine Rose ist eine Rose

(Eine) Rose ist eine Rose ist eine Rose

Der Satz „a Rose is a rose is a rose is a rose“ ist ein berühmtes Zitat der Amerikanerin Gertrude Stein und stammt ursprünglich aus ihrem Gedicht „Sacred Emily“, das 1913 veröffentlicht wurde. Der Ausspruch ist berühmt, weil er sowohl einfach als auch tiefgründig ist. Er spricht von der Essenz der Dinge, der Rolle der Sprache, und steht gleichzeitig für die kreative Kraft der Wiederholung. Er ist ein Symbol für Steins poetischen Stil und ihren innovativen Umgang mit Sprache, der konventionelle literarische Normen infrage stellte und die Leser zu einem anderen, direkteren Verständnis von Bedeutung anregte.

Adjektive, die klassische Rosengedichte beschreiben

romantisch, sinnlich, zart, vergänglich, geheimnisvoll, melancholisch, sehnsuchtsvoll, symbolisch, mystisch, entrückt, natürlich, idyllisch, leidenschaftlich, nostalgisch, träumerisch, poetisch, introspektiv, ästhetisch, blumig, bezaubernd, sanft, düster, vergötternd, andächtig

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