Letzter Federstrich am von Lenny Löwenstern * Zufallsgedicht
Manchmal reicht es, die Augen zu schließen, um eine andere Welt zu betreten. Eine, die so nah ist, dass sie kaum greifbar scheint – und doch voller Leben und Geschichten steckt.
Stell dir vor, du bist so klein, dass ein Schmetterlingsflügel zu einer Landschaft wird, einer Bühne, auf der Farben und Formen ein stilles Schauspiel aufführen. Es wäre, als würdest du über einen schimmernden Regenbogen wandern, der von der Sonne erwärmt und vom Tau geküsst wurde.
Letzter Federstrich am von Lenny Löwenstern * Zufallsgedicht
Schmetterling
reine Abendseele im Sanftlicht dämmerungsschöner Flügelschein die Vögel können höher aber das trifft ihn nicht er sieht sie ja nicht sein Blick ist nach unten gerichtet von wo der Auftrieb kommt die Wärme und wo die Farben sind
Geschrieben im November 2021. Die Visualisierungen stammen sämtlich von DALL-E via Bing & Microsoft Designer.
In diesem Gedicht haben die Wörter Flugeigenschaften, die sie in unterschiedliche Richtungen ziehen. Der Schmetterling als Abendseele sucht das sanfte Aufsteigen, getragen von der Wärme des Bodens. Er strebt nicht nach großer Höhe wie die Vögel es manchmal tun, sondern bevorzugt das Schweben in warmen Gefilden, das losgelöste Dasein im späten Sanftlicht. Die Dämmerung ist die Welt, die er erkundet, eine Grenze, an der Licht und Dunkelheit sich umarmen. Siehe auch: Haiku mit Schmetterlingen // 20 zauberhafte Kurzgedichte von Issa
Letzter Federstrich am von Lenny Löwenstern * Zufallsgedicht
von oben zu Boden braucht es länger als eine Amsel singt ob dieses Blatt sich für einen Schmetterling hält?
Geschrieben am 29.10.2024. Ich weiß noch genau wo ich dieses Blatt gesehen, an einem Haltepunkt der Bahn im Erzgebirge. Morgend um 8h gegenüber der Gleise. Das nämlich Blatt rieselte von ganz oben herunter, und blieb auf seinem langen Weg völlig ungestört. Der Titel gehört nicht zum Gedicht, er kann weggelassen werden.
Letzter Federstrich am von Lenny Löwenstern * Zufallsgedicht
ohne Titel
Schmetterlingswiese alles flattert gleich hebt sie ab
Das Minimalgedicht entstand am 22.12.2023. Hauptdarsteller sind nicht die Schmetterlinge, sondern die Wiese, die sich aufgrund versammelter Flugkräfte langsam gen Himmel aufmacht. So zumindest in der Fantasie. Einen Titel gibt es vor lauter Minimalität auch nicht.
Letzter Federstrich am von Lenny Löwenstern * Zufallsgedicht
Stell dir vor, Gedichte wären nicht nur Worte auf Papier, sondern lebendige, fliegende Kunstwerke. Wie würden sie aussehen, wenn sie plötzlich als Schmetterlinge zum Leben erwachten?
Die Textur der Poesie
Jedes Gedicht hat seinen eigenen Rhythmus, seine ganz besondere Melodie. Und genau das würdest du in der Textur der Schmetterlingsflügel spüren können. Ein Sonett? Das wären Flügel mit einer glatten, seidigen Oberfläche, ähnlich einem Bläuling, auf der du 14 feine Linien ertasten könntest – für jede Zeile eine. Und wenn du ganz genau hinschaust, bemerkst du eine subtile Veränderung nach der achten Linie – das ist der berühmte Wendepunkt des Sonetts.
Aber was ist mit den wilden, freien Versen der modernen Poesie? Stell dir Flügel vor, die sich anfühlen wie eine sanfte Hügellandschaft. Mal geht’s rauf, mal geht’s runter – genauso unberechenbar und aufregend wie die Verse selbst. Diese Textur erinnert an die komplexen Muster eines Pfauenauges.