20 traditionelle, japanische Herbsthaiku

20 traditionelle, japanische Herbsthaiku

Während wir heute Outdoor-Abenteuer und Spaß mit einem bunten Herbst assoziieren, stand bei den alten Meistern des Haiku etwas anderes auf dem Programm. Vergänglichkeit, Einsamkeit, das Sterben und der Tod waren ihre Themen.

Eine wichtige Rolle spielte der drohende Winter mit all seinen Unannehmlichkeiten und Unberechenbarkeiten für das fragile Leben; ebenso wie die alljährliche Nässe, Abschied und Trauer. Auch der Kürbis fehlt nicht, ebenso wie sein farbliches Pendant, die Kaki-Frucht. Ich mag es, denn die Melancholie stand mir stets näher als das bunte Abenteuer. Siehe auch: 20 traditionelle, japanische Winterhaiku | 20 traditionelle Sommerhaiku oder 10 bekannte bunte Herbstgedichte von KI visualisiert

Als der Mond und ich
etwas überlegen wollen,
kommen Wolken auf

Kato Kyotai (1732–1792)

Katō Kyōtai war ein Schüler des berühmten Haiku-Meisters Yosa Buson und gilt als einer der bedeutenden Haiku-Dichter seiner Zeit. Kyōtai war bekannt für seinen klaren und präzisen Stil, der oft auf subtilen Beobachtungen der Natur basierte.

Unter dem Herbstmond
Nebel am Fuß der Hügel.
Die Felder im Dunst.

Matsuo Bashō

Herbstwind –
die Melancholie kommt
kalt und ruhig.

Onitsura

Takarai Kikaku (auch bekannt als Onitsura) war ein bedeutender japanischer Haiku-Dichter der Edo-Zeit. Er wurde 1661 in Nishinomiya, in der Provinz Settsu (heute Teil von Hyogo), geboren und verstarb 1738. Onitsura war einer der frühen Meister des Haiku und ein Zeitgenosse des berühmten Haiku-Dichters Matsuo Basho, mit dem er auch gelegentlich zusammenarbeitete.

Voller Mond im Herbst!
Um den Teich bin ich geirrt,
eine ganze Nacht.

Matsuo Bashō

Der Herbst kommt nahe.
Das Herz erfüllt von Sehnsucht:
Viereinhalb Matten

Matsuo Bashō (Matten = hier wohl die Tatami im Teeraum)

Es hämmert ein Specht.
Die Berge liegen ruhig,
der Mond scheint am Tag.

Masaoka Shiki

Über den Schienen
fliegen niedrig Wildgänse
in der Vollmondnacht.

Masaoka Shiki

Ihre Rückseiten zeigen sie,
Dann ihre Vorderseiten,
die fallenden Ahornblätter.

Ryōkan

Nichts zu tun,
Nichts zu wünschen,
Regen auf den Fenstern.

Ozaki Hōsai (1885–1926)

Hōsai war ein japanischer Haiku-Dichter, der für seine ungewöhnlichen und oft radikalen Haiku bekannt ist. Er gehört zur sogenannten "freestyle" oder "自由律" (jiyūritsu) Haiku-Bewegung, die sich von den traditionellen 5-7-5 Silbenstrukturen löste und eine freiere Form des Ausdrucks bevorzugte.

Klagt nicht, Wildgänse!
Überall ist ´s die gleiche
vergängliche Welt.

Issa

Die Sonne geht unter,
im Rücken nur Einsamkeit,
rotes Ahornlaub.

Issa

Die ich einst pflanzte,
die Föhre ist auch alt –
der Herbst geht zu Ende.

Issa

Jede Woche kommt,
im Garten geht der Herbstwind
durch die Chrysanthemen.

Kijō (1865 - 1938)

Murakami Kijō (Wikipedia) war einer der bedeutendsten Haiku-Dichter seiner Zeit und ist bekannt für seine Beiträge zur Entwicklung des modernen Haiku. Er war auch ein enger Freund und Schüler von Masaoka Shiki. Kijōs Haiku sind oft durch eine tiefe Einfachheit und Klarheit gekennzeichnet, die die Schönheit der Natur und die Flüchtigkeit des Lebens einfangen. Er trug wesentlich zur Popularisierung des Haiku in der modernen japanischen Literatur bei.

Der Regen hört auf,
in der Wasserpfütze spiegelt sich
der Kakibaum.

Kenkabō (1873 - 1937)

Die leuchtend orangen Früchte des Kakibaums reifen im Herbst. Der Fokus auf das Ende des Regens und die Reflexion im Wasser verstärkt das Bild einer stillen, herbstlichen Szene.

Diesen Herbst
altere ich mit dem Kürbis
und den Vögeln in den Wolken.

Matsuo Basho

Ein Winterkürbis,
noch gezeichnet vom Netz
grüner Flecken.

Takahama Kyoshi (1874–1959)

Dieses Haiku fängt ein einfaches, aber starkes Bild des Kürbisses ein, der den Wechsel der Jahreszeiten widerspiegelt. Der Kürbis, gezeichnet von den Spuren des Netzes, steht symbolisch für das Eingefangensein in den natürlichen Rhythmen und Zyklen des Lebens. Die "grünen Flecken" könnten auch die letzten Reste des Sommers andeuten, die noch auf dem Kürbis sichtbar sind, obwohl der Winter bereits begonnen hat. Der Winterkürbis (冬瓜, Tōgan) wird im Sommer und frühen Herbst geerntet und ist dafür bekannt, dass er gut lagern kann und den ganzen Winter über verwendet werden kann. Daher, obwohl das Wort „Winter“ enthalten ist, bezieht sich das Haiku eher auf den Übergang von Herbst zu Winter und die Erntezeit im Spätherbst, als auf den eigentlichen Winter.

Den Kürbis betrachtet,
doch kein Gefäß,
um ihn zu fassen.

Issa

Die Gestalt,
die hinter mir verblasst –
Herbstregen.

Taneda Santōka (1882–1940)

Santōka war für seinen freien, unkonventionellen Stil bekannt ist. Im Gegensatz zu den traditionellen Haikus, die oft strenge formale Regeln befolgten, schrieb Santōka in einer freieren Form ohne die übliche Silbenstruktur (5-7-5). Sein Leben war geprägt von persönlichen Krisen, Armut und Alkoholismus, was sich auch in seinen Gedichten widerspiegelt.

Der Eimer fällt –
kalte Nacht;
der Kopf des Mönchs.

Katō Kyōtai

Auf diesem Weg
Kein Reisender weit und breit –
Herbstdämmerung.

Yosa Buson

Herbstdämmerung –
in der schlichten Herberge
Spieße aus Kaki.

Yosa Buson

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