Was wäre das japanische Haiku ohne Sake? Gäbe es womöglich gar nicht. Wenn nicht Dichter unterm Mondlicht in klaren Nächten zum Krug gegriffen hätten ... Hier sind einige zauberhafte Exemplare aus jener alten Zeit, verfasst von den noch immer bewunderten Größen des Genres.
Stille herrscht im Tal,
Matsuo Basho
Ein leises Singen der Zikaden,
Wein fließt in die Nacht.
Frühlingsmeer ruht still,
Yosa Buson
Ganz Tag wogt es sanft dahin,
Sake wärmt das Herz.
Heißer Sake dampft,
Takahama Kyoshi
In der Nacht die stillen Sterne,
Freude im Herzen.
Sake schmeckt so süß,
Kobayashi Issa
Kirschblüten wiegen sich sanft,
Rausch des Frühlings naht.
Mondschein auf dem Teich,
Masaoka Shiki
Sake fließt in kleinen Schalen,
Herzen werden leicht.
Reisschnaps brennt die Kehle,
Ryokan Taigu
Doch der Geist schwebt himmelwärts,
Irdisches vergeht.
Sake fließt wie Wasser,
Taneda Santoka
Gedanken treiben davon,
Nur der Mond bleibt still.
Kirschblüten fallen,
Nakamura Teijo
In den Sake-Becher hinein,
Süße Vergänglichkeit.
Sake-Rausch verfliegt,
Kaneko Tota
Doch die Welt bleibt weiterhin
In Schönheit gehüllt.
Sake heiß wie Feuer,
Yosano Akiko
Wärmt die Seele in der Nacht,
Sterne funkeln still.
Nach dem Baden, ah!
Matsuo Basho
Wie herrlich schmeckt kalter Sake
Mitten im Sommer.
Ein Becher Sake,
Yosa Buson
Allein kann ich nicht trinken,
Der Mond als Gefährte.
Erste Abendkühle:
Kobayashi Issa
Mit Sake und Vollmond
Verträumt die Zeit.
Sake, klarer Mond,
Masaoka Shiki
Blüten schweben im Becher -
Genuss der Sinne.
Mond in voller Pracht,
Ryokan Taigu
Sake fließt in Strömen heut',
Fröhlich lacht mein Herz.
Sake warm und mild,
Taneda Santoka
Im Herzen Frieden und Ruh',
Sorgen ziehen fort.
Sake, roter Mond,
Nakahara Chuya
Gedanken schweben hinfort,
Eins mit der Natur.
Sake, Ahornblatt,
Takahama Kyoshi
Verloren in tiefem Rot,
Herbstmelancholie.
Kalter Wintermond,
Naito Joso
Sake brennt in meiner Kehle,
Wärme für die Nacht.
Sake, Freunde, Licht,
Inoue Shiro
Gemeinsam die Nacht genießen,
Glückseligkeit pur.