
1
ich darf nicht hinsehen
aber ich weiß –
selbst ihr Schatten
ist perfekt
21.02.2025
2
sie schaut nicht her –
sogar ihr Schatten
weist mich ab
22.02.2025
3
sie ist schön –
doch ihr Schatten
ist so ungefüge
wie meiner
28.02.2025
Das sind Liebesgedichte. Nun ja, die eines verschmähten Individuums wohl eher. So kann es einem ergehen …
Die am besten zum Gedicht passenden Adjektive
geheimnisvoll, melancholisch, distanziert, abweisend, unnahbar, vollkommen, schattenhaft, entrückt, vergeistigt, kühl, ätherisch, sanft, rätselhaft, unzugänglich, entrückend, bittersüß, reflektiert, unbeständig, widersprüchlich, intensiv, still, nachdenklich
Warum sehen Schatten so verschieden aus?
Ein Schatten ist kein simples Abbild, sondern mehr eine verzerrte Projektion. Sie beugt sich dem Licht. Der Mensch wirft ihn zwar, doch der Schatten folgt seinen eigenen Regeln. Er hat einen eigenen Willen, wenn man so will. Mal ist er langgezogen wie ein Riese, mal gekrümmt wie ein Suchender und mal kaum mehr als ein dunkler Hauch auf dem Boden.
Die Richtung des Lichts verändert seine Gestalt. Sie lässt Arme sich strecken wie Zweige, Köpfe verschwimmen, Beine ins Unendliche wachsen. Wände und unebene Flächen verändern seine Form drastisch. Sie brechen ihn in Muster, die nicht mehr viel mit dem Original zu tun haben. Und doch bleibt der Schatten stets verbunden mit dem Körper, der ihn wirft. Er ist eine flüchtige, nicht fassbare Spiegelung, die nicht nachahmt, sondern etwas neues erschafft. Auch die bewunderte Schönheit unterliegt diesen schattigen Naturgesetzen.