Dieses himmlische Wesen schwebt lautlos durch die kalte Luft. Sein Körper ist aus feinstem Eiskristall geformt. Seine Flügel bestehen aus hauchdünnen Schneeflocken, die im Mondlicht funkeln. Sein Haar gleicht dem Reif, der im Morgenlicht glitzert. Seine Augen leuchten mit dem sanften Schein von Wintersternen. Wo er vorüberzieht, hinterlässt er eine Spur aus feinem Schneepuder und glitzernden Eiskristallen.
Der Text wird zum Ende hin regelrecht melodiös, Reime sind aber nicht im Spiel. Was wir stattdessen hören, ist eine Art rhythmische und klangliche Struktur, die man in der Poetik als Klangfigur oder Klangmalerei bezeichnen kann. Hier sind einige Elemente, die zu dieser Melodie beitragen:
Rhythmus: Die betreffenden drei Zeilen haben einen ähnlichen Aufbau. Sie beginnen jeweils mit einer kurzen Phrase (einer / und ein anderer / die Engel) gefolgt von einer längeren Assonanz. Der "a"-Laut wiederholt sich in "schaut", "auf", "zählt" und "hinab". Dies schafft einen subtilen Klangzusammenhang. Auch Alliterationen gibt es: Das "au" in "schaut auf" und das wiederholte "e" in "Engel" und "Weg" tragen zur klanglichen Verbindung bei. Gegensätze wie in "auf zum Mond" und "Weg hinab" bilden einen inhaltlichen Kontrast, der durch die ähnliche Struktur betont wird. Und schließlich die Betonung: Die Wörter "Mond", "exakt" und "hinab" am Ende jeder Zeile haben ein gewisses Gewicht und erzeugen einen natürlichen Rhythmus.
Diese Elemente erzeugen so etwas wie eine lyrische Melodie. Es ist eine subtile Form der Klanggestaltung, die typisch für moderne Lyrik ist. Sie verzichtet auf offensichtliche Reime zugunsten einer komplexeren, aber hoffentlich nicht weniger wirkungsvollen klanglichen Struktur. Und so sieht es bildhaft aus ... alles nur im Traum.
In den ersten drei Zeilen des Gedichts kommt die poetische Technik der sogenannten Anapher zum Einsatz. Dabei beginnen mehrere aufeinanderfolgende Zeilen oder Satzteile mit demselben Wort, hier ist es gleich dreimal "kein".
Das Gedicht ist älter, genau weiß ich es nicht mehr. Es ist definitiv von vor 1992, als ich seinerzeit ein paar Gedichte zu einer Sammlung (genannt Lustmond) zusammenfasste, aber selbst da könnte es schon ein paar Jahre alt gewesen sein. Definitiv ist es kein Frühwerk. Die Rechtschreibung gebe ich nach meinen damaligen Gepflogenheiten wieder. Die fantastischen Visualisierungen stammen von DALL-E via Microsoft Designer. Elefanten habe ich hier nie!
Der Traum
Ich träum' mir 'nen Mond aus Papier, träum' mir 'nen Elefanten aus Stein. Aber was ich auch mache, ich träume nie von Dir. Ich träum' von 'nem Boot aus Glas, träum' von 'nem Engel auf mir. Aber was ich auch mache, ich träume nie von Dir.
Manchmal denk' ich an die Königin, die kommt Montags und schläft mit mir. Aber was sie auch anstellt, ich kann es nicht lassen, ich träume lieber von Dir.
Stelle dir "from Heaven" als dreidimensionales Hologramm vor: Der goldene Titel schwebt über Zeilen, die wie Wolkenschichten gestapelt sind. "Sterne" und "Engelglanz" funkeln als Lichtpunkte. Von oben siehst du eine Himmelskarte, "viel Himmel" breitet sich als blaue Schicht aus. Von unten bilden "Lächeln" und "Stirn" das Fundament, darüber türmen sich die anderen Worte.
Die Seitenansicht zeigt die Tiefe: vorne "Lächeln" und "Stirn", hinten "Himmel", dazwischen schweben leuchtende "Sterne" und "Engelglanz". Bei Rotation verschmelzen Worte kurz zu neuen Kombinationen. Beim Hineinzoomen öffnen sich Mikrokosmen in einzelnen Worten.
Das Hologramm reagiert auf Berührungen: "Possen und Schalk" wirbeln durcheinander, "Sterne" leuchten auf, über "Himmel" entstehen Wolken. Diese interaktive Erfahrung enthüllt die Vielschichtigkeit des Gedichts und lässt dich immer neue Bedeutungen entdecken - eine greifbare, doch ätherische Art, Poesie zu erleben.